Anfänger-Alleinreisende auf verzweifelter Pizzasuche

Florenz, Italien

Alleine nach Italien! 😳 Diesmal erwartet mich wohl noch eine ganz andere Form von Abenteuer. Ich habe eine Busreise durch Italien gebucht – Bus weil billig, und ich kann so wirklich viel sehen.

Natürlich dauert das eine ganze Weile von Berlin aus, aber meine Anfahrt läuft tatsächlich erstaunlich entspannt ab – Vorallem, nachdem ich am letzten Abend vorher doch nochmal ganz schön nervös geworden bin.
Der erste Part der Reise ist ein Nachtbus, 8 Stunden bis München. Zur Frühstückszeit heißt es dann umsteigen, sich draußen ein bisschen dehnen, und dann nochmal 9 Stunden Bus.
Die Fahrt bei Nacht habe ich durchgeschlafen, aber ab München wurde es draußen vor den Fenstern irgendwann zu schön dafür. Es ging quer durch die Alpen, und bald schon wurde meine Aufmerksamkeit voll beansprucht von leuchtenden Wiesen, grau-türkisen Flussläufen, sattgrünen Maisfeldern und den bläulichen Bergen im Hintergrund. Was für eine schöne Fahrtkulisse! 😍

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Heidi wäre neidisch

Ob es jetzt an meiner vorsorglichen Ibu-Einnahme lag, an der ruhigen Fahrweise des Busfahrers oder daran, dass die Landschaft mich von allem Weiteren ablenkte – auf jeden Fall ist mir nicht mal schlecht geworden. Was echt super ist, davor hatte ich bei diesen überlangen Busfahrten nämlich am meisten Bammel, vorallem durch die sanft „serpentinigen“ Straßen zwischen den Bergen.
Von München fahren wir erst mal eine ganze Weile bis zum ersten Stopp des Busses, Verona, wo eine Menge braungebrannte, entspannt aussehende Italiener zusteigen. Lustigerweise wird es tatsächlich sofort lauter im Bus.
Durch flachere Landschaft geht es weiter, inzwischen sieht man häufiger Zypressen und diese flachen, orange-braunen Häuser auf dem Land (ich nehme natürlich auch echt Ausschau danach, weil ich unbedingt meinen Klischee Toskana Traum bestätigt sehen will 😁).
Ich bin echt gespannt, was für Temperaturen mich erwarten – der wohl-klimatisierte Bus täuscht wahrscheinlich, und draußen sieht es auch schon schön nach blauem Himmel aus. Vielleicht werde ich ja noch ein bisschen brauner!
Die letzten Stunden ziehen sich, und ich bin echt froh, als wir dann in „Firenze“ ankommen. Andererseits ist das jetzt echt der Moment, wo ich aus meiner sicheren Reisegruppe, in der über die Hälfte noch deutsch sprachen, in die italienische Wirklichkeit geschleudert werde.

Gleich stehe ich vor der ersten Herausforderung – wie finde ich in die Innenstadt? Der erste Mann, den ich anspreche, spricht kein Englisch. Also gut. Holperig und stolperig bekomme ich ein „Wo – kaufen – Tickets – Bus – ins Zentrum?“ hin. Meine genaue Übersetzung gebe ich hier lieber nicht zum besten, damit bloß keiner sich irgendetwas von meiner sich so schimpfenden „Grammatik“ abschaut. 😅 Ich bin aber schon ziemlich stolz, als er mich offensichtlich versteht und ich dann die Antwort sogar einigermaßen verstehe. Zugegebenermaßen liegt das eher an seinen ausladenden Gesten Richtung Bahnhof, als an meinen Italienischkenntnissen. Aber was soll’s – meine Füße haben kaum 5 Minuten italienischen Boden berührt, und schon hab ich die erste Konversation hinter mich gebracht.

Ticket besorgt, Busstop gefunden und los geht’s – mein Zimmer müsste ich an der Station „Uffizi“ finden, gleich in der Nähe der Uffizien, dieser wichtigen Kunstgalerie. Für den Busfahrer stecke ich erstmal voller Bewunderung – er manövriert uns durch Gässchen, die viel zu schmal scheinen, und über Straßen, von denen die Besucher ganz offensichtlich glauben, es seien Fußgängerzonen. Mehr als einmal möchte ich ihn verdächtigen, einen Zauber zu kennen wie der Busfahrer des „Fahrenden Ritters“ bei Harry Potter, der sich zwischen umliegenden Hindernissen schmal machen kann.
Das Zimmer ist erstaunlich einfach gefunden und ist wirklich schön groß. Bad, Küche und Wohnzimmer teile ich mit einer anderen jungen Untermieterin wie mir. Sympatisch, so fühlt man sich weniger allein. (Allein-reisen-Syndrom. Kommt bei Anfängern glaub ich öfter vor. Ich lasse mich nicht unterkriegen!💪)

Nach einer Dusche (der Wasserdruck ist vergleichbar mit einer tropfenden Gießkanne, aber das gehört wohl zum Feeling dazu) und Einrichten in mein Zimmer will ich mich aufmachen. (Die mittelmäßig funktionierende Klimaanlage veranlasst unmittelbar ein Déjà-vu und erinnert mich an den müden, lauten Ventilator, der auf Kursfahrt nach Rom vor 2 Jahren mühsam versucht hat, die drückende Luft wenigstens etwas im Zimmer zu verteilen. 😁 Ich hatte absolut vergessen, wie heiß italienische Nächte sind.)

Also, nun im Sommertop und Sandalen geht es los – wirklich mehr als warm genug, und dabei ist es schon halb 9 abends.
Als allererstes begebe ich mich einfach ein wenig auf die Plätze in meiner Nähe – das Apartment ist leicht wiederzufinden, weil eine Kirche direkt an der nächsten Ecke ist. Nur um eine Ecke rum finde ich den großen Platz „Piazza della Signoria“, wo Musik herzukommen scheint. Zu meiner freudigen Überraschung spielt an diesem Dienstag Abend ein etwa 40-köpfiges Streichorchester ganz wunderschön unter den Bögen der Loggia dei Lanzi, und ein für einen Wochentag erstaunlich großes Publikum sammelt sich davor, um dem Freiluft-Konzert zuzuhören.

Ich suche nun nach dem langen Tag einfach nur eine kleine Bäckerei oder Snackbar, wo ich eine Minipizza zum Mitnehmen bekomme, aber das ist anscheinend schwierig.
Ich habe keine Lust, so spät noch ins Restaurant zu gehen und dann noch ewig warten zu müssen, außerdem will ich gern zu der Live-Musik zurück.
Es gab massenweise Lederläden mit Handschuhen und Taschen, einen Eisladen am nächsten, aber keinen Imbiss. Schließlich fand ich einen Eisladen Schrägstrich Cafetteria, wo man mir ein einfaches Croissant und einen Fruchtbecher verkaufen kann.
Damit mache ich mich wieder auf und komme zufällig noch auf einem der berühmtesten Plätze von Florenz raus, der Piazza della Repubblica. Laut meinem Reiseführer „beleben in warmen Sommernächten Straßenkünstler die Szene“. Immerhin sitzt da ein nicht übler Gitarrenspieler. Er gibt dem Ambiente des nachts beleuchteten Karussels noch einen besonders stimmungsvollen Touch.
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Abendstimmung
Als ich mich wieder auf den Rückweg begebe, weil es dunkel wird und ich mir gerne noch ein wenig von der klassischen Streichmusik anhören würde, zieht mich ein Eisladen in seinen Bann. Nagut, ich hab ja Ferien. Ein kleiner Junge kräht laut auf deutsch, dass er so-fo-hort ins Kinderheim will, weil sein Vater noch eine Extra-Minute benötigt, dass nötige Eisgeld zusammenzukratzen. 😁 Die Mutter schaut mich erstaunt an, als ich zu grinsen anfange, aber ich muss mich jetzt erst mal aufs Sorte-Aussuchen konzentrieren. Das muss ja echt gutes Eis sein!
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Was für Berge an Sorbet!

Ich bestelle eine Kugel und die Verkäufern sagt freundlich „6,50€ bitte“. Da klappt mir dann echt der Mund auf. Bitte was? Dann reicht sie mir allerdings einen monströsen Berg von Eis, der kaum auf die Waffel passt. Schokoladenrinnsale beginnen zu laufen. Nun gut, anscheinend ist eine Kugel hier relativ. 😂 Es ist jedenfalls eine Riesenportion, die ich nicht mal ganz schaffe (ich höre schon euer tiefes Durchatmen. Sorry, ja, ich habe mein Eis nicht geschafft. Ja ich schäme mich.)

Dann begebe ich mich zurück zu der großen Piazza und setze mich zwischen andere Zuhörer auf den vom Tag erwärmten Stein, um den Geigen zuzuhören.
Entspannt. Was für ein schöner Tagesausklang.

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Erleuchtetes Orchester, Open Air

(Ich habe auch ein super Video, aber WordPress lässt mich es nicht hochladen.) 

Bevor ich totmüde ins Bett falle, habe ich noch Hillary getroffen – die junge Frau im Zimmer nebenan. Sie ist Amerikanerin, aber zufällig auch grade heute aus Berlin eingeflogen! Lustig! Als sie mich allerdings fragt, ob wir vielleicht im gleichen Flugzeug waren, schüttel ich nur noch den Kopf. Meine Reise war etwas länger! 😅

Im Bett gibt es keine Decken, nur dünne Laken. Aber das reicht bei der Hitze absolut aus. Ich bin gespannt auf morgen und werde mich den Herausforderungen des Alleinreisens schon stellen! 😊
Zwei tolle Blogartikel, die ich dazu gefunden habe, findet ihr übrigens hier:
Viele liebe Grüße, Arrividerci.
Eure Anna 🙂
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