Nachtrag vom 01.08.2017
Edinburgh, Schottland
Ich habe irgendwo gelesen, dass auf der ganzen Welt der Anteil der Rothaarigen bei nur 1% liegt, aber in Schottland bei 13%. Neugierig blicke ich mich daher schon im Flugzeug um, und entdecke 2 – was für den Beweis noch nicht ganz ausreicht. Aber ich sag mir mal, dass das wahrscheinlich nur daran liegt, dass so viele Deutsche auf dem Flug von Berlin nach Edinburgh mitfliegen. Mal sehen. Vielleicht finde ich ja noch ein paar, wenn ich dort bin? Spätestens seit der Weasley-Familie sind rote Haare zumindest in meinem Kopf sowieso wunderschön.
Nach einer langen Schlange und Passkontrolle geht es dann in die Innenstadt zum Hotel, das direkt am Grassmarket liegt – um die Ecke der Burg, und mit Blick auf die hübschen schmalen Steinhäuser mit spitzen Giebeln. Der Himmel ist grau, und in Deutschland würden diese Temperaturen nicht als Sommer gelten. Aber das war ja zu erwarten und gehörte in meinem Kopf eh schon zum Gesamtpaket dazu – Schottland erfüllt die Erwartungen jetzt schon ganz wunderbar. 😊

Was ich vorher gar nicht wusste, ist, dass die Gasse um die Ecke, Victoria Street, die Inspiration für die Winkelgasse (Diagon Alley) in Harry Potter gewesen sein soll. Und so sieht sie auch aus – J. K. hat mit der kopfsteingepflasterten, verwinkelten Gasse den Charakter genau getroffen. Im alten Zentrum gehen die Straßen sowieso sehr hoch und runter – besonders gut zu merken, wenn man stoisch seinen mal wieder viel zu schweren Koffer hinter sich her zieht. Mit kaputten Rollen humpelt er wie ein angeschossenes Tier hinter mir her. 😅
In die Victoria Street kommt man jedenfalls nicht nur durch ein magisches Pub, sondern einfach so, und natürlich ist der Ruhm der magischen Buchreihe auf den Ort zurückgefallen, und man kann jetzt einen verkramten Fan-Shop besuchen oder bedruckte T-Shirts kaufen. Es gibt übrigens auch eins mit „Justice for Gingers“-Aufschrift… die Invasion kommt näher!
Ansonsten sind die Straßen gepflastert mit jeder Menge Kilt Makers und Cashmere Shops. Dort gibt es Schottenröcke, Schals und Ponchos zu kaufen, alles kariert auf circa 50 verschiedene Arten und in verschiedenen Farben für jeden „Clan“. Der schalbegeisterte Herbst-Liebhaber in meiner Brust reibt sich schon die Hände beim Gedanken an karierte Kuschelklamotten.
Die Athmosphäre wird echter und weniger touristisch durch massenhaft kultige Pubs, einige lose verteilte rote Telefonboxen, Papierwaren-Läden und wirklich coole, bunte Second-Hand-Shops (wo ich bei dem rosa 10-lagigen Rüschenrock trotz logischer Bedenken wie „ich werde ihn niemals anziehen“ und „er nimmt mehr als das gesamte Volumen meines Kleiderschranks ein“ einen Moment lang fast schwach werden will).



An dem Nachmittag geht es nun hinunter durch die Altstadt, und man bekommt einen Blick hinüber auf den neueren Part der Stadt. Die beiden sind geteilt durch die wie in einer Schlucht tiefer liegenden Parks, sodass man einen guten Blick hinüber bekommt. Allerdings besteht auch der „neuere“ Teil aus braunen Steinhäusern und unterstützt damit die stimmungsvolle Kulisse. Einzig das Riesenrad wirkt wie ein Versuch moderner Bauweise in dieser Stadt, die wie aus einem Historiendrama-Film entsprungen aussieht und fast unecht märchenhaft wirken könnte, wenn nicht dermaßen viele Original Fassaden und uralte Häuser dastehen würden, die eben schon seit Jahrhunderten dastehen und aus dieser „Kulisse“ ein „echtes“ Stadtpanorama machen.



Nach einem großen Bogen durch die fast leeren, mit saftig grünen Wiesenflächen gefüllten Princes Street Gardens begeben wir uns in den Nordteil der Stadt. (Das Geheimnis des perfekten englischen Rasens ist übrigens gelüftet: ein einsamer, automatischer Rasenmäher zog seine Runden über die großen Flächen.)
In der anliegenden Princes Street statten wir uns mit 2 dieser großen, langstiligen Regenschirme aus. In Deutschland nervt es mich immer, mehr als einen praktischen Knirps mitzuschleppen, aber die halten gegen diesen stark windigen Regen einfach nicht an. Dann retten wir uns von einem Laden in den nächsten und wandern in den paar regenfreien Momenten durch Querstraßen an urigen Bars vorbei und entschließen uns schließlich für das Pub zwischen französischen Bistros, das besonders typisch schottisch aussieht.
Zwischen unglaublich gemütlichen Bücherregalen mit Lederbänden an einer hinteren Wand, einem dunklen Holztresen und kugelförmigen Lampen fühlt man sich sofort wohl. Zum Dinner gibt es einen Spezialitäten-Teller zum Teilen mit lauter Dingen, von denen ich keine Ahnung habe, was sie sind – ein bunter Salat und einige Steak Stücke bilden den normalen Part neben Black Puddings (so eine Art Blutwurst), paniert und in Lolli Form, und einer überraschend leckeren Rotwein-Bratensoße. Ich bin jetzt schon dermaßen verliebt in dieses Ambiente, dass sich Träume bilden, wie ich eines Tages bei einem Auslandssemester hier jobben könnte… nun geht es aber erst einmal nach Hause durch die steingepflasterten Straßen in das trendige Hotelzimmer – denn ich brauche morgen Power, um die Stadt zu entdecken.


Ich melde mich sehr bald wieder (ja, ich hab ein bisschen ein schlechtes Gewissen wegen meines Hinterherhängens hier.)
Bald gibt’s Neues aus dem Land der Kilts! LG, Anna 🙂