Berlin, Deutschland
Vor einem halben Jahr fand ich mich in einer schlaflosen Nacht gelangweilt auf einer Psychotest-Internetseite wieder und stellte fest: ich bin weder introvertiert noch extrovertiert, sondern „ambivertiert“. Was heißen soll, ich genieße es immer sehr, wenn ich unter vielen Menschen bin, brauche aber auch Zeit für mich.
Es könnte daher wohl kaum einen besseren Kandidaten geben, um „Alleinreisen“™ als junge Erwachsene zu testen.
Kurz zu der seltsamen Überschrift, falls ihr es noch nicht selbst kapiert habt: Eisbären sind Einzelgänger, Papageien dagegen sehr gesellig. Ich hör schon die Kommentare, dass ich natürlich ein Papagei bin (Ha ha, Anna kann nicht aufhören zu reden. Schönen Dank auch 😉). Aber jetzt mal ernsthaft – Alleinreisen war ein spannendes Experiment.
Ich werde euch nicht mit den endlosen Pro-Kontra-Listen nerven, die man in unendlicher Fülle auf verschiedensten Blogs finden kann. Im Endeffekt ist der Punkt: Alles allein entscheiden zu können vs. allein sein zu müssen.
Also, Alleinreisen – ja oder nein?
Sicherheit spielt noch eine Rolle, eventuell der Kostenpunkt und natürlich was einen persönlich glücklich macht. Man kann die Punkte hin- und herschieben wie man will, letztendlich erfährt man nur die eigene Antwort, wenn man’s ausprobiert. Das hab ich – und mein Ergebnis ist (Trommelwirbel):
Ich bin keine Hobby-Alleinreisende.
„Because in the end it’s not the place that counts, it’s the people.“
Ich merke, dass es ziemlich paradox ist, als Reiseblog dieses Zitat zu bringen. Aber ich habe gemerkt: die Momente, in denen ich mit anderen Leuten gelacht habe auf meiner Reise, selbst wenn es Fremde waren; wenn ich kurze Gespräche geführt oder jemandem geholfen hab – das waren die Momente, in denen ich plötzlich euphorisch dachte: Ich liebe diesen Ort. In Neapel war ich mir am letzten Abend wirklich unsicher, ob ich mir vorstellen könnte, je wiederzukommen. Dann ging ich in einen kleinen Imbiss, um mir Nudeln zu holen, und die Köche fingen an, Witze zu machen, sich mit mir zu unterhalten. Da fühlte ich mich gleich so viel besser, willkommener und zu Hause in der fremden Stadt, dass mich ein Gefühl von Begeisterung überkam – das ich dann mit dem Ort assoziierte. „Hm, Neapel ist doch eigentlich voll schön.“
Aber das war es nicht. Ich möchte jemanden haben, mit dem ich mich unterhalten kann, mit dem ich darüber lachen kann, dass wir uns schon wieder verlaufen haben, dem ich im Kunstmuseum die Bilder zeigen kann, die mir besonders gefallen, den ich von meinem Eis kosten lassen und dann über die beste Sorte streiten kann. Ich brauche jemanden, der mir in der Umkleide hilft, falls ein Kleidungshersteller meine Größe etwas geizig ausgelegt hat und ich feststecke, ich will jemanden zum stundenlang spazieren gehen, nebeneinander das Meer angucken, abends ein Glas Wein trinken, um eben all das Neue zu teilen.
Ich habe das Gefühl, wenn ich etwas alleine erlebe, ist es gar nicht richtig passiert – denn wer wüsste schon, ob ich wirklich dort war oder wirklich das und das gemacht habe, wenn es niemand anderen gibt, der es bezeugen kann?
Ich fand es interessant, mich selbst herauszufordern, da ich ganz schön nervös war, so für mich verantwortlich zu sein, so lange mit mir alleine zu sein. Ich habe meine Reise genossen. Ich glaube nur, in Zukunft werde ich meine Reisen wieder mit anderen planen – und dadurch werde ich sie noch mehr genießen.
Ich hab so. tolle. Freunde. Ich werd mich selbst nicht mehr um die Chance bringen, Reisen mit ihnen zu teilen. ❤
Insofern – natürlich zählt der Ort an dem man ist, warum sollte man sonst verreisen, ich werde meine Aussage ein wenig verändern. Aber durch die Menschen, mit denen man an diesem Ort ist, nimmt man denselben einfach nochmal anders war, erlebt das Reisen intensiver.
Oder zumindest ist es bei mir so.

(Ich sehe ein, dass es gute Argumente fürs Allein Reisen gibt und bestimmt Leute, die es nicht nur mögen, sondern bevorzugen. Das hier ist nur meine persönliche Meinung, Ich möchte niemanden angreifen oder beleidigen. 🙂 Jeder soll das nach seiner Vorliebe machen. Have a nice day.)
Also, damit verabschiede ich mich erstmal wieder und freue mich, mit vielen von euch doch bald mal wieder zusammen reisen zu können! Ich vermisse euch.
Anna
P. S. Das Cappuccino Projekt wurde nach einer nicht mehr ganz maßvollen Koffein-Einnahme und der daraus resultierenden zeitweiligen Hyperaktivität von mir selbst als nicht mehr ganz vertretbar bewertet und vorläufig beendet. Vielleicht teste ich als nächstes Tee oder so. Wait and see.