Hilfe! Wildgewordene Motorradfahrer!

Neapel, Italien

Meine Zeit in Florenz ist nun um, und freitagmorgens geht es nur noch mal mit Hillary auf einen letzten Kaffee. 

Das Cappuccino-Projekt (3)

Das Café könnte genauso gut in London oder Berlin stehen. Es gibt (neben Kaffee) Obst, Joghurt, Muffins; und die tätowierten Baristas müssen mit beeindruckender Geschwindigkeit Bestellungen ausführen, um den unablässigen Strom an Koffein-Benötigenden zu managen. Schließlich balanciere ich meine Tasse den Weg zu einem kleinen Ecktisch entlang. Cappuccino und ein Croissant zusammen für 3,20€. Am urig-hippen Holztisch wird gekostet. Der Cappuccino ist ungewöhnlich stark, aber nicht bitter. Normalerweise habe ich meinen Cappuccino gern mit mehr Milchschaum, aber er ist lecker so! Das mag der beste sein, den ich bisher getrunken hab. Man spürt richtig, wie das Koffein in einen hinein fließt.

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Ditta Artigianale, Via dei Neri, 32/R, 50122 Firenze

Danach finde ich meinen Weg zum Busbahnhof und bete nur noch für einen wohl-klimatisierten Bus.

Sie sehen: Eine Tragikomödie in 7 nahezu unbedeutenden Stunden.

11.30 Mir wird direkt schlecht als es los geht. Auf einer Ebene sehe ich die wirklich schöne Toscana Landschaft, wie aus dem Bilderbuch, aber ich brauche erstmal meine ganze Konzentration, damit mir nicht noch schlechter wird.

12.10 die Wirkung des Ibuprofens haut rein, und meine zufällige „The Beatles“ Wiedergabeliste beruhigt mich. Ich beginne die Fahrt zu genießen.

12.30 „Strawberry Fields forever“ und ein schönes großes Sonnenblumenfeld bringen mich zum Lächeln.

13.15 Jetzt gibt es ein paar Hügel mit kleinen Beerensträuchern zu sehen, und große Felder von Solarplatten (wahrscheinlich nicht wild gewachsen). Der Himmel ist blassblau. Relaxt.

13.30 Fühle mich jetzt wohl genug, um zu riskieren, den Blogeintrag von gestern auf dem Handy fertig zu schreiben (und nicht aus dem Fenster zu schauen).

13.35 Bin leicht genervt von der jungen Mitreisenden, die auf ihrem Tablet ein Jump and Run Spiel spielt und laut auf japanisch alles kommentiert, was dort passiert.

14.30 Man vergisst komplett, dass man die ganze Zeit in einem gekühlten Bus sitzt, bis man bei der Pause aussteigt und von 35 Grad ERSCHLAGEN wird. Macht besonders viel Spaß in schwarzen langen Jeans (ich mag nicht am Sitz klebenbleiben, deshalb keine Shorts). Lieber gleich noch ne anderthalb Liter Flasche holen und meine Musik wird gleich von „Walking on sunshine“ auf „Highway to hell“ umgestellt.

16.15 Fahrgäste steigen aus und zu. Ich bekomme einen Sitznachbarn. Ich habe den Reiseproviant nicht sehr großzügig berechnet. Freu mich auf Pizza.

18.15 Wir kommen in „Napoli“ an. Wahnsinnig viel Verkehr.

Vorhang fällt. Ende. Applaus. 

Demnächst: Erster Eindruck von der Millionenstadt. 

 

Mein erster Eindruck von Neapel ist erstmal geprägt von alten Reklametafeln, schnell hochgezogenen Neubauvierteln, bröckelndem Putz und einem wahnsinnigen Verkehr. Der wirkt auf mich natürlich nochmal stärker, weil die Florentiner Innenstadt autofreie Zone ist.

Ich kralle mich an meiner Tasche fest (wenn die Besorgten zu Hause sehen könnten, wie neurotisch ich inzwischen meine Tasche beschütze, würde ich vielleicht nicht mehr tägliche Erinnerungs-SMS bekommen, bloß gut aufzupassen. Ist ja lieb gemeint, macht mich aber nur nervöser).

Die Strecke zum Airbnb ist schnell gefunden, es liegt im Hinterhaus an einer viel befahrenen Straße.

So lerne ich innerhalb der ersten Stunde in Neapel bereits eine der wichtigsten Lektionen: wenn du hörst, wie ein Motorrad angebraust kommt, spring sofort zur Seite. Ansonsten heißt es rollen oder überrollt werden.

(Dies berücksichtigend ist es eine interessante Entscheidung der Stadtverwaltung, statt Ampeln einfach Zebrastreifen einzusetzen. Wird schon jemand anhalten, nich? Und ansonsten guck ich halt, was es auf dieser Straßenseite so zu essen gibt. Deal with it.)

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Ich hör schon meinen Opa sagen: „Einfach hüpfen musste!“ – Quer über die Straße?

Das Zimmer ist dann allerdings eine Überraschung, wirklich perfekt. Ich war noch nie in einem Airbnb, das echt aussieht wie ein richtiges Hotelzimmer. Mit eigener Dusche. Falls jemand nach Neapel will, fragt mich, ich kenn jetzt die beste Unterkunft überhaupt. 😊

Jetzt muss ich wohl nochmal raus, ich würd ja gern das Meer sehen und auch, um Pizza zu finden. Ehrlich gesagt bin ich erstmal ganz schön eingeschüchtert von Neapel. Die Stadt kommt mir so… nicht Italienisch vor. Ich fühle mich an das Flair von Barcelona erinnert, aber mit ungefähr 10-mal so vielen Graffiti, mit Hochhäusern und sehr viel abbröckelndem Putz an ausnahmslos allen älteren Fassaden, und einem nicht enden wollenden Strom von Motorradfahrern. Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob ich diese Stadt mag. Die Reizüberflutung ist ein bisschen anstrengend – „belebt“ ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Ich fühle mich eher wie in einem summenden Bienenstock.

Jedenfalls bin ich in der Nähe der „Università“, da müsste ja eigentlich kulturell etwas geboten werden. Ich geh erstmal an den Gebäuden der Uni entlang, und schaue auf der anderen Straßenseite, was es hier so für Geschäfte gibt. Ein Billig-Sandwich-Laden. Ein runtergekommener Supermarkt. Ein Second-Hand-Laden. Eine geschlossene Shisha-Bar. Noch ein Second-Hand-Laden. Ein Buchladen Schrägstrich Antiquariat, überquellend von sich aufeinander stützenden Papierstapeln. Ein sich als „Vintage Store“ tarnender Second-Hand-Laden. Ein Billigfriseur. Die Läden sind voll, die Straße auch.

Da steht ein Touristen-Informations-Schild, das in Richtung einer Kirche weist. Das klingt doch wie ein kultureller Ort? Und dann komme ich auf einen großen Platz (den vor der Kirche), den gleichzeitig eine von jungen Leuten nur so berstende, bunte, laute Straße durchquert. Hier gefällt es mir irgendwie. Fast ein bisschen Kreuzberg-Esprit. Ja, ich schätze, hier finde ich eine Pizza.

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Italienischer Nationalstolz

Laut „Eat Pray Love“ wurde hier in Neapel ja die Pizza erfunden, und es soll hier wohl die beste der Welt geben.

Ich muss sagen: Sie schmeckt schon SEHR gut. Der Teig ist dermaßen „hefig“, dass das Auseinanderziehen mit Messer und Gabel richtig anstrengend ist. (Nachteil im Restaurant: sie erwarten von dir, nicht mit den Fingern zu essen.) Aber bei jedem Bissen merke ich, dass es sich lohnt.

(Das Meer habe ich an diesem ersten Abend übrigens noch nicht gesehen. Wenn du runter an den Hafen läufst, ist da einfach eine Wand gebaut. Anscheinend bekommt man das Meer hier nicht direkt zu sehen. Muss mal googlen, ob das nur von der Fähre geht oder ob es einen geheimen Zugang gibt. Schade.)

Gut gefüllt mit Pizza und daher schonmal etwas positiver eingestellt gegenüber dieser Stadt, sage ich fürs Erste wieder Ciao. 😉

Bis dann! Anna

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