Volle Kanne Hauptstadt

Berlin, Deutschland

„Hätten’se jern ne Schrippe, wa?“

…Was hab ich die unfreundlichen Verkäuferinnen vermisst, die sich als „Queen of the Tante-Emma-Laden“ aufspielen und demonstrativ die Augen nach oben rollen, wenn ich frage, ob ich mit Karte zahlen kann. Touristen verstehen wohl oft nicht, wo man diesen versteckten Charme finden kann, der von uns Einheimischen (mehr oder weniger) gewertschätzt wird. Ich muss sagen, es wird sich auch wirklich Mühe gegeben, diese raue Fassade nicht bröckeln zu lassen und – Gott bewahre – bloß kein Lächeln zu zeigen. Aber man muss eben freundlich bleiben und einfach weiter daran glauben, dass tief, TIEF unter dieser versteinerten, schroffen Miene etwas Nettes versteckt ist.

Auf jeden Fall freue ich mich erstmal mehr, als ich erwartet hatte über dunkle Körnerbrötchen und Laugengebäck. Was man alles so vermisst!

Donnerstag Abend habe ich einige meiner Freunde wiedergesehen, und es war echt schön! Wenn man mal wieder GNTM gucken kann und kaum was versteht, weil man die ganze Zeit mit Reden beschäftigt ist. Wie war das doch gleich mit den ganzen Mädels? Wen mögen wir? Die Blonde. Wen mögen wir nicht? Diese andere Blonde. (Für mich sehen die gleich aus, aber gut). Ist aber auch nicht so wichtig, nach 4 Monaten ist man einfach froh sich zu sehen, und wir haben Interessanteres zu besprechen.

Freitag ging es schon wieder früh raus, vormittags Kaffeetrinken bei Dussmann in Mitte. Die haben das dort ja alles neu renoviert und ich liebe es, in Büchern und Platten und CDs und so Papier Zeugs zu stöbern. So viel Auswahl! Im Café ist es immer noch komisch, von der Kellnerin auf deutsch angesprochen zu werden. Ich tausche Höflichkeitsfloskeln manchmal noch automatisch auf französisch aus.

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Weisheiten zum Latte Macciato bei Dussmann

Zur Mittagszeit ging es wieder nach Hause, wobei ich einer weithin unterschätzten Freude frönen konnte: U-Bahn-Fernsehen. Diese Schlagworte und jeweils Zwei Halbsätze, die so tun als ob sie eine Nachricht sind, und trotzdem sind sie oft amüsant genug, dass jemand darüber eine Diskussion anfängt (und sich so als schlecht informierter BVG-Vielmitfahrer outet).

Zum Mittag gibt’s Döner Kebab. Für alle Nicht-Berliner muss an dieser Stelle wohl klar gestellt werden, dass es hier eine unterschwellige, immerwährende Diskussion gibt, die nie ein Ende findet. So wie in weiten Teilen Deutschlands ein Kleinkrieg am Frühstückstisch ausbricht über die Frage, ob es die, das oder der Nutella heißt, gibt es in Berlin die Frage, wo man den besten Döner Kebab bekommen kann. Jeder ist felsenfest davon überzeugt, dass sein oder ihr Döner-Verkäufer von ihrer Straßenecke natürlich der Beste sein muss. (Und sie liegen alle falsch. Mein Typ ist der Beste.)

Freitag nachmittag ging es dann los, im Auto ab nach Sachsen. Ich bin ja eigentlich in Deutschland, um an einer Familienfeier teilnehmen zu können.

Deshalb muss ich mich jetzt erstmal kurzzeitig wieder von meiner geliebten Heimatstadt verabschieden, um etwas Quality-Family-Time zu verbringen. Und ganz ehrlich, ich freue mich wahnsinnig darauf.

Family – where life begins and love never ends.

(Spruch auf kitschigem Ikea-Bild)

Ich bin dann mal Spargel essen und muss auf Kameras gefasst sein, die ein Familienmitglied heimlich aus der Hüfte benutzen will, um „authentische“ Fotos zu bekommen. Immer schön natürlich in eine andere Richtung lächeln!

Bis dann. Anna

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