Ich liebe diese verdammte Stadt, in all ihrem Regen und ihrer Herrlichkeit

Berlin, Deutschland.

Schon am Ankunftsabend war ich natürlich verabredet, schließlich muss jede freie Stunde genutzt werden, um lang vermisste Freunde wiederzusehen.

Ich hatte allerdings unterschätzt oder einfach vergessen, wie groß Berlin ist. Dass es tatsächlich locker möglich ist, anderthalb Stunden BVG zu fahren und immer noch in derselben Stadt zu sein, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Dementsprechend war ich auch etwas gehetzt, als ich es dann endlich vom Flughafen Schönefeld bis zu uns geschafft hatte und (dem Gefühl nach) sofort wieder aufspringen musste, um meine Verabredung nicht zu versetzen.

Erstmal äußerst geschockt war ich bei der Aussage des Busfahrers „2,80€ für ein Ticket“. Was??? Mir war schon klar, dass es Gratis-Busse nur in kleinen Dörfern in Frankreich gibt. Aber während meiner 18 Jahre als Berliner Einwohnerin hatte ich doch immer eine schön von Mama und Papa bezahlte Monatskarte und musste mir keine Sorgen machen, dass ich kein Geld mehr für Milchkaffee übrig haben würde, nur weil ich den Bus nehmen möchte.

Auf jeden Fall war ich wieder hier unterwegs – am Kudamm entlang, Berlin, Berlin! Du bist wirklich so wunderbar. Über bestimmte Häuserfronten sieht man jahrelang hinweg, und dann kommt einem genau diese Ecke plötzlich doch seltsam vertraut vor, als ob irgendwo im Unterbewusstsein ein Schnappschuss davon gespeichert ist.

Ich kann nur sagen, dass ich mich zwar vor den Wiedersehen gefreut habe, dass mich aber jedes mal, wenn ich jemanden seit langem das erste mal wiedersehe, plötzlich noch eine viel überraschendere große Freudeswelle überrollt, die man nicht erwarten kann. Mein erstes „Opfer“ wurde dann von meiner Umarmung auch ein bisschen umgerissen, aber ich merke jetzt einfach erst wieder, wie sehr ich diese ganzen tollen Menschen vermisst habe.

Sich mal wieder zu unterhalten und kaum hinterherzukommen, weil beide alles auf einmal erzählen und hören wollen, tut so gut!

So hab ich meinen ersten Berlin-Abend in Berlin im Schwarzen Café verbracht, mit Berliner Weisse und Apfelstrudel, und hab das Stimmengewirr und den Großstadtlärm um mich herum genossen (auch wenn es mich immer noch verwirrt, an den Café Tischen um mich herum Deutsche zu hören. Französisch kann ich ausblenden, aber hier kommt es mir so vor, als würde ich jedes einzelne andere Gespräch in meinem Umkreis belauschen).

Als ich danach den Kurfürstendamm hinunter nach hause geschlendert bin, konnte ich nicht aufhören, mich zu hause zu fühlen und in meinem Kopf all meine Pläne für den Sommer durchzugehen – wenn ich wirklich zurückkomme.

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Am nächsten Morgen ging es dann zur ehemaligen Schule… Im kalten Regen, der meiner Erinnerung nach eher April- als Maiwetter ist, aber gut. Ich war  vor allem dort, um mir beglaubigte Abitur-Kopien für die Uni Bewerbungen zu holen. Aber dann muss man die Gelegenheit natürlich auch nutzen, um den ehemaligen Lehrern mal hallo zu sagen.

Für diejenigen, die mit mir zur Schule gegangen sind: sich einen bösen Blick von der Schulleiterin (auch als der Teufel bekannt) einfangen, was Alpträume an ehemalige Mathestunden wach ruft… Den jungen, immer noch etwas planlosen Geschichtslehrer Herrn G. zu treffen, der absolut amüsiert über jeden ist, der freiwillig wieder mal in der Schule vorbeischaut… Und die junge Englischlehrerin Frau B., die anscheinend vollkommen vergessen hat wie wir sie am Ende genervt haben, und mich mit dem breitesten Lächeln begrüßt hat. (Vielleicht hat sie inzwischen auch einfach die sechste Klasse bekommen, die kleinen Süßen, die sie sich immer gewünscht hat.) Ich wurde vom Hausmeister gefragt, ob ich MSA schreibe (okay!?!?) und schließlich, nach 40 Minuten warten, hab ich auch meinen Französisch-Lehrer Herrn K. getroffen, der besonders dafür bekannt ist, die Active Boards kaputt zu machen und mit viel Enthusiasmus auf den Tisch zu hauen. Er hat sich natürlich total gefreut, dass ich momentan in Frankreich lebe.

Ach, Vergangenheit, du holst mich wieder ein… 😂

Trotz des Regens mit nostalgischen Grüßen (wobei der für Berlin ja auch nicht untypisch ist, von daher ruft auch das ganze nasse Grau irgendwie Kindheitserinnerungen wach), verabschiede ich mich,

eure Anna

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